„Brücken schlagen mit Musik“
Ein musikalisches Angebot für Kinder und Senioren!
„Grün, grün, grün sind alle meine Kleider“ – eines der Lieder, die alle Gruppenteilnehmer kennen, ein gemeinsamer Nenner. Die fünfjährige Lara singt mit lauter Stimme und ernster Miene, ebenso wie der 92-jährige Herr Homann, sie sitzen nebeneinander, ein kurzer Blickkontakt, ein Lächeln. „Weil mein Schatz ein Jägermeister ist“ singt Lara, die erste Strophe ist zu Ende, Stille, Herr Homann wendet sich Lara zu: „Aber junges Fräulein, das ist doch ein Getränk!“ Lara macht große Augen, Frau Strauss ruft: „Ja, ein Schnaps ist das!“ und klatscht, die anderen schließen sich an, Alt und Jung lacht und klatscht. Ein kurzes Gespräch über das Getränk, über die Farbe grün, über den Beruf des Jägers. Lukas, 6 Jahre, assoziiert: „Waldmeister“, es folgt eine Waldmeister-Strophe. Herr Homann lächelt. Er schaut aus dem Fenster, ist vielleicht jetzt woanders, aber wo er auch ist, er fühlt sich sichtlich wohl.
Eine kleine Szene aus der generationenübergreifenden Musikgruppe. Kinder und alte Menschen kommen für eine Stunde zusammen, erzählen, spielen, tanzen und singen miteinander, lernen sich kennen, treten in Kontakt und teilen Zeit. Sie beschenken sich und lassen sich beschenken, und dies mit Freude und ganz bewusst.
Organisation
Die Gruppe besteht aus etwa gleich vielen Kindern und Senioren, meist nicht mehr als jeweils sechs bis acht pro Altersgruppe. Da das Interesse an dem Angebot sowohl auf Seiten der Kita-Kinder und ebenso auf Seiten der Bewohner des Seniorenheims sehr groß ist, finden die Begegnungen regelmäßig statt. Dabei ist es sehr wichtig, die Gruppen in ihrer Zusammensetzung beizubehalten, damit die entstandenen Beziehungen wachsen können. Die Kinder der Kita „Schatzkiste“ in Hörbach (www.schatzkiste-hörbach.de) sowie die Senioren des Seniorenzentrums „Haus des Lebens“ in Herborn (www.hdl-herborn.de) treffen sich vierteljährlich jeweils abwechselnd in der Kita oder im Seniorenheim. Das Öffnen der Lebensräume (Kita-Seniorenzentrum) ist für alle eine spannende Angelegenheit. Der Bus mit den Senioren fährt vor: „Da kommen die Altenheimer“ ;)!
Musik als Brücke
Musik ist die Grundlage des Kontaktes. Sie schafft ohne Sprache Verbindungen zwischen Personen, zwischen Situationen, zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Erinnerungen treten hervor, werden wach und reaktiviert. Die Teilnehmer werden bewegt und kommen in Bewegung. Aufgabe der Musiktherapeutin ist es, diese Verbindungen herzustellen. Dabei geht sie behutsam vor und achtet darauf, nicht zu viel vorzugeben und überzustülpen. Sie gibt der Gruppe Raum für Eigenes – es gibt so viele Gemeinsamkeiten zwischen den Gruppenteilnehmern, die entdeckt werden müssen und die erst im Laufe der Zeit mit den Beziehungen wachsen.
Zu Beginn jeder Stunde gibt es das Begrüßungslied, bei dem die Musiktherapeutin von Teilnehmer zu Teilnehmer wandert. Alle singen mit, bei der Wiederholung wird im Takt auf die Stuhllehnen getrommelt:
„Willkommen zur Musik, schön, dass Du da bist!“
Ziele
Das Projekt verfolgt verschiedene Ziele: In erster Linie dient es der Annäherung der Generationen. Sowohl den Senioren der Pflegeeinrichtung als auch den Kindern der Kindertagesstätte ist es ohne äußere Hilfe nicht möglich, zueinander zu kommen.
Grundlage des Kontaktes ist die Musik, sie ist in besonderem Maße geeignet, weil sie bereits ohne Sprache Verbindungen schaffen kann und direkt von „Herz zu Herz“ geht.
Die Kinder der Kindertagesstätte bekommen durch die Besuche eine Bühne, ihre Fähigkeiten vorstellen zu können, sie empfangen Wertschätzung, dies erfüllt sie mit Stolz. Zudem lernen sie schon frühzeitig andere Lebensräume kennen, in einem Alter, in dem noch keine Vorurteile bestehen. Ihr soziales Verhalten wird gefördert: Sie erleben den Genuss, anderen Menschen eine Freude zu machen. Durch die Regelmäßigkeit des Kontaktes entstehen möglicherweise Beziehungen, die auch weiter gepflegt werden können.
Für die Senioren des Pflegeheims bedeutet der Besuch der Kinder eine Öffnung ihres Lebensraumes. Der Kontakt weckt auf spielerische Weise Erinnerungen aus der eigenen Kindheit, mit der sie ohnehin oft befasst sind. Die musikalischen Darbietungen rühren an, wecken die Sinne, regen Verstand und Gefühl an, auch dann, wenn der alte Mensch bereits sehr hilfsbedürftig ist. Im Nachhinein können besondere Eindrücke gemeinsam mit der Musiktherapeutin verarbeitet und integriert werden.
Weiter mit dem 2. Teil – Sören als Musiktherapeut